ESOMAR KONGRESS „Reimagine!“ Prag 2025

2025 geht es in der Research Industry – wenig überraschend – um KI. Aber welche Themen beschäftigen die weltweite Branche sonst noch?

Triple M Gründerin und Inhaberin Christina Matzka war nach vielen Jahrzehnten in der Marktforschungsbranche zum ersten Mal selbst beim ESOMAR Kongress. Hier gibt es einen persönlicher Nachbericht mit den wichtigsten Insights und Takeaways der Konferenz:

Nach 40 Jahren in der Marktforschung war es auch für mich Zeit, zum ersten Mal an einem ESOMAR-Kongress teilzunehmen – und der 2025er-Kongress in Prag war dafür aufgrund seiner örtlichen Nähe bestens geeignet. Leider konnte ich nur zwei Kongresstage mit dabei sein, aber diese beiden Tage haben einen tiefen Eindruck über die weltweite Research Industry hinterlassen.

Gut 1.000 Teilnehmer:innen (das ist eine Annahme, die endgültige Zahl liegt noch nicht vor, Anm.) aus über 70 Ländern sprechen für sich – ich war froh, einige bekannte Gesichter zu sehen, leider viel zu wenige aus Österreich. Auf 4 Bühnen gab es die Gelegenheit, unzähligen Vorträgen beizuwohnen, da blieb die Qual der Wahl. Außerdem warteten knapp 90 Aussteller:innen auf einen Besuch, einige davon meine Geschäftspartner:innen im daily business. Besonders beeindruckt hat mich die letzte Key Note des Niederländers Fons Trompenaars mit dem Titel „the more we go digital, the more we need analogue“ – ein Appel dafür, das Alte und Gewohnte nicht komplett für das Neue über Bord zu werfen, sondern das beste aus beiden Welten mitzunehmen. Wer mehr von Fons Trompenaars möchte: https://www.ikud-seminare.de/glossar/trompenaars-fons-cultural-dimensions.html

Was habe ich sonst noch mitgenommen?

  1. Alles drehte sich – nicht überraschend – um KI und den Einsatz von KI in allen Schritten des Marktforschungsprozesses. Jede/r Aussteller:in verspricht, hier die „absolut beste“ Lösung zu haben, damit „jeder sein Marktforschungsprojekt KI-unterstützt selbst abwickeln kann“. Ich gebe zu, für mich als Marktforschungs-Urgestein klang das etwas zu viel nach DIY und „alles ist möglich“. Meiner Ansicht nach ist das nicht so, es braucht immer noch den/die Marktforscher:in, die zwischen KI und Auftraggeber übersetzt und abschätzen kann, was die KI schon kann und was noch ausbaufähig ist. Da hätte ich mir etwas mehr kritische Stimmen gewünscht. Ein Zitat ist mir in Erinnerung: Die Zeit, die ich mir durch KI erspare, investiere ich darin zu überprüfen, was die KI gemacht hat.
  2. Außerdem ging es um neue Forschungsmodelle, die mehrere oder sogar viele Methoden miteinander kombinieren: Primärdaten & Synthetische Daten, Befragungs- & Verhaltensdaten, digital & analog, aber auch quant & qual (was schon längst angewendet wird, z.B. in Form von größeren Foren), um nur einige Beispiele zu nennen. Das Thema Methodenkombination ist mir auch noch von der Planung & Analyse Insights in Frankfurt in Erinnerung.
  3. Die Themen Nachhaltigkeit und Ethik durften nicht fehlen – eigentlich selbstverständlich, aber immer wichtig zu erwähnen.
  4. Ebenso bin ich wieder dem Thema Emotionsmessung begegnet, dieses Thema beschäftigt die Branche (und auch mich) schon sehr lange und wird wohl weiterhin spannend bleiben.
  5. Nicht zuletzt das Thema Datenqualität, vertreten durch ReDem, unseren einzigen Österreich-Vertreter unter den Ausstellern – danke, dass ich an Eurem Stand auch eine Homebase hatte.

Abgerundet wurde der Marktforschungscocktail durch eine Vielzahl an Panelanbietern von definitiv „all over the world“ – jetzt ich bin gespannt, ob der indische Anbieter wirklich ein b2b-Panel in Österreich anbieten kann!

Ich glaube, jetzt hat mich das ESOMAR-Fieber gepackt, jedenfalls freue ich mich schon jetzt auf den ESOMAR Kongress 2026 Anfang September im sicher noch sehr sommerlichen Valencia.

Man sieht sich.